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Am 06. März 2025 war der FrauenRat NRW e.V. Gast im Landtag NRW. Im Rahmen des Landtag-Events zum Internationalen Frauentag stellte die Posterausstellung seines Projektes FrauenOrte NRW einen der Höhepunkte der Veranstaltung dar.

FrauenRat-Vorsitzende Murielle Guéguen bildete in ihrer Rede die Entwicklung der Frauenbewegung seit den 1960er-Jahren über die Gründung des FrauenRat NRW bis zum aktuellen Projekt ab. Hier können Sie ihre Rede in Gänze nachlesen. 

"Sehr geehrte Vizepräsidentin Aymaz, 
sehr geehrte Landtagsabgeordnete, 
liebe Mitglieder des FrauenRat NRW, 
liebe Freundinnen und Freunde, 

Wir sind heute hier, um ein Thema zu beleuchten, das für die Schaffung einer gerechten und gleichberechtigten Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist: die Sichtbarkeit von Frauen. Diese Veranstaltung markiert zudem den Auftakt zu einem besonderen Jubiläumsjahr – 55 Jahre FrauenRat NRW.

Ein würdiger Anlass, der nicht nur ein weiteres Jahr in der Geschichte des FrauenRat NRW ist, sondern auch einen bedeutenden Meilenstein in unserem gemeinsamen Streben nach Gleichstellung, Gerechtigkeit und Empowerment von Frauen in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus darstellt.

Vor 55 Jahren wurde der FrauenRat NRW gegründet, um Frauen eine Stimme zu geben, die in der Gesellschaft oft überhört werden. Wir befinden uns Ende der Sechziger Jahre. In jenen rebellischen, revolutionären Jahren strebte eine mutige Generation von Frauen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und USA nach Emanzipation und mehr Selbstbestimmung.

Sie solidarisierten, organisierten und vernetzten sich. 31 Frauenverbände legten in NRW am 30. September 1970 den Grundstein für eine Landes-Organisation, die sich seitdem unermüdlich für die Rechte von Frauen einsetzt und viele Fortschritte ermöglicht hat, die wir heute als selbstverständlich erachten.

In den vergangenen fünf Dekaden hat der FrauenRat NRW zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen, um Frauen in verschiedenen Lebensbereichen zu informieren und zu unterstützen – sei es in der Politik, im Beruf oder im sozialen Umfeld. #Parität #Genderpaygap #Cararbeit #218 #GewaltHilfeGesetz #GeschlechtergerechteMedizin

Wir kämpfen weiter für Gleichstellung, wir bekämpfen weiter Diskriminierung und wir setzen uns weiterhin für die Sichtbarkeit und Stärkung von Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft ein. 

Murielle Guéguen hält eine Rede im Landtag NRW anlässlich des Internationalen Frauentages 2025

Foto: (c) Tina Umlauf 

Vor fast vier Jahren hatten wir bei einer Vorstandssitzung die Idee, FrauenOrte in NRW zu etablieren, und hofften, in den Städten und Kommunen Menschen zu finden, die diese Initiative unterstützen würden.

Was zögerlich begann, hat sich fulminant entwickelt. Unsere Erwartungen wurden übertroffen: Bis Ende 2025 werden mit 52 FrauenOrten 57 Frauengeschichten in NRW für eine breite Öffentlichkeit erlebbar sein. 

Die Kraft der Sichtbarkeit ist von unschätzbarem Wert und geht über die Schaffung einer geschlechtergerechten Erinnerungskultur hinaus. Jede sichtbare Frau fungiert als Vorbild, teilt ihr Fachwissen und inspiriert andere Frauen.

Doch Sichtbarkeit allein reicht nicht aus: Wir müssen auch die Vielfalt der Erfahrungen von Frauen anerkennen. Frauen sind nicht homogen und kommen aus unterschiedlichen Hintergründen und Kulturen.

Mit 57 Frauengeschichten können wir diese Vielfalt nicht vollständig darstellen. Aber wir setzen uns darüber hinaus in unserem täglichen Engagement im FrauenRat NRW dafür ein, dass alle Frauenstimmen gehört werden – auch die, die marginalisiert werden.

Doch während wir mit Freude und Stolz auf dieses großartige Projekt blicken, dürfen wir nicht vergessen, dass der Weg zur Gleichstellung noch lange nicht zu Ende ist. Die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sind vielfältig:

Ob es um die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, die Chancen und Risiken der digitalen Transformation für Frauen oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht – es gibt noch viel zu tun!

Was kann der zukünftige Beitrag des FrauenRat NRW sein? Nach wie vor eine Stimme für viele Frauen in NRW sein, auf deren Mitwirken und Expertise wir mehr denn je angewiesen sind, um Missstände aufzudecken und auf Fehlentwicklung hinweisen zu können.

Wir können nach wie vor unbequem sein und Druck auf die Öffentlichkeit und Politik ausüben. Vielleicht kommt aber auch eine neue Verpflichtung auf uns zu: das Erreichte zu wahren bzw zu schützen. 

Die aktuelle geopolitische Situation in der Welt ist besorgniserregend. In vielen europäischen Parlamenten sitzen rechtsextreme politische Parteien, die rückwärtsgewandte Frauenbilder propagieren. In Deutschland gefährdet eine anhaltende Rezession die finanzielle bzw. wirtschaftliche Unabhängigkeit vieler Frauen.

Es ist nicht die Zeit für ideologische Spaltung und Maximalforderungen.
Nein, es ist die Zeit für Wachsamkeit. 

Lassen Sie uns also weiterhin solidarisch und lösungsorientiert eine Stimme für Frauen sein. 

Und NEIN, die Zukunft Deutschlands ist nicht nur Männersache.

Ich möchte dem Gleichstellungsministerium für die Finanzierung des Projekts FrauenOrte NRW, allen Mitgliedern des FrauenRat NRW, den Unterstützerinnen und Unterstützern sowie allen Frauen, die sich für Gleichstellung einsetzen, von Herzen danken. Ihr Einsatz ist von unschätzbarem Wert und inspiriert uns alle, weiterzumachen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit."