Nach der vierten und letzten Auswahlrunde stehen alle 50 FrauenOrte fest, die bis Ende 2025 zur Sichtbarmachung von Frauengeschichte in NRW eingerichtet werden. Das vom NRW-Gleichstellungsministerium geförderte Projekt hat somit einen Meilenstein erreicht. Und mehr als das: Geplant waren 50 FrauenOrte, nun werden es 52.
Am 23. September endete die Bewerbungsfrist für die vierte und letzte Auswahlrunde. 63 Vorschläge für historische Frauenpersönlichkeiten gingen aus Zivilgesellschaft, von Kommunen und Einzelpersonen ein.
Daraus wählte der ehrenamtliche Fachbeirat des Projekts 13 Frauen, für die zwölf Infotafeln an einem Ort ihres Wirkens in NRW aufgehängt werden (eine Tafel bildet zwei Frauen ab). Damit kommt das Projekt seinem Ziel einen großen Schritt näher, 50 FrauenOrte bis Ende 2025 einzurichten, mit denen der FrauenRat NRW e.V. den weiblichen Anteil an der Geschichtsschreibung Nordrhein-Westfalens sichtbarer machen will.
„Wir sind sehr glücklich, dass das Projekt einen solchen Zulauf erfährt. In der letzten Auswahlrunde für nur noch zehn Plätze 63 Vorschläge zu erhalten, ist ein unumstößlicher Beweis für das Interesse an niederschwelliger, öffentlich zugänglicher Sichtbarmachung von Frauengeschichte. Wir hoffen, dass wir mit einer Anschlussförderung ab 2026 weitermachen können – der Bedarf ist offensichtlich da“, sagt Murielle Guéguen, Vorsitzende des FrauenRat NRW.
Nach gründlicher Prüfung der Fördermittel können daher zwölf Zusagen vergeben werden für letztlich 52 FrauenOrte. Die Anzahl und Qualität der Bewerbungen war extrem hoch: Frauen aus allen Wirkungskreisen von Widerstand und Wissenschaft über Kunst und Kultur bis Sport und Soziales waren ebenso darunter wie aus dem achten bis 21. Jahrhundert.
„Bundesweit sind deutlich weniger Straßen und öffentliche Plätze nach Frauen benannt als nach Männern. Dies gilt auch für Statuen und Denkmäler. Mit dem Projekt FrauenOrte NRW wollen wir diesem Ungleichgewicht in Nordrhein-Westfalen entgegenwirken. Erinnerungstafeln oder Stelen im öffentlichen Raum würdigen mutige, einzigartige und vorbildliche Frauen und bereichern somit die lückenhafte Erinnerungskultur,“ so Guéguen,
Die zwölf neuen Ausgewählten:
1. Ahlen: HERMA Blum, Textilkünstlerin und Ausbilderin (1911-2002)
2. Bonn-Beuel: MARGARETHE Stitz, (1865-1949), „Stitze Männ“
3. Essen-Borbeck: Fürstäbtissin MARIA KUNIGUNDE von Sachsen, (1740-1826), Leiterin des Frauenstifts
4. Gütersloh: SABINE Gramlich, (1913-2004), Aktivistin
5. Herford: FRIEDA Nadig, (1897-1970), eine d. „Mütter d. Grundgesetzes“
6. Köln: FYGEN Lutzenkirchen, (~1450-1515), Seidenmacherin
7. Mülheim: Äbtissin Maria von Reuschenberg, (1685?-1743), Äbtissin & Bauherrin
8. Münster: CATHARINA Maria Linck / ANASTASIUS Rosenstengel, (1687-1721), lebte als Mann
9. Oberhausen: FASIA Jansen,(1929-97), Liedermacherin & Aktivistin
10. Ratingen: Dr. HILDE Bruch, (1904-84), jüd. Kinder-Psychoanalytikerin
11. Solingen: MEVLÜDE Genç, 1943-2022), Friedensbotschafterin
12. Telgte: CHRISTINE (~1769-1850) und ANGELA (1793-1883) Terfloth, Begründerinnen einer Müllerinnen-Dynastie
Die Gesamtliste aller 52 FrauenOrte finden Sie unter frauenorte-nrw.de/karte. In Summe sind es mehr als 52 Frauen, da in drei Fällen (Bonn: Stille Heldinnen, Bergisch Gladbach: Unternehmerinnen Zanders, Telgte: Müllerinnen Terfloth) mehrere Personen auf einer Tafel geehrt werden.
Das Auswahlverfahren
Ein ehrenamtlicher Fachbeirat nahm die Vorauswahl aus allen Bewerbungen vor, ihr folgte der Vorstand des FrauenRat NRW einstimmig. Er besteht aus der Theologie-Professorin Dr.in Gisela Muschiol, der Moderatorin Shary Reeves, der Genderforscherin Dr.in Uta C. Schmidt, der Fotografin Anna Spindelndreier, der Sozialwissenschaftlerin Dr.in Nina Steinweg, der Entgeltgleichheit-Botschafterin Meike Stühmeyer-Freese, der Filmgeschichts-Professorin Sibylle Stürmer sowie Dr. Gabriele Uelsberg, Präsidiumsmitglied der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen.
Gemeinsam mit den Antragstellenden wird im nächsten Schritt ein Termin für die feierliche Eröffnung des FrauenOrtes vereinbart. Die Ausgestaltung der Feier obliegt den Projektpartnerinnen vor Ort. Die Termine sind in der Regel öffentlich und einzusehen unter frauenorte-nrw.de/events